Keine Frage, hier kommt ein heißes Eisen! Den Tyrannenmord in Verbindung mit der Industriellen Revolution zu bringen, ist fast so kompliziert wie der römische Kalender. Es geht im Kern um die Vorhersage eines drohenden, gewaltsamen, erschütternden Umbruchs. Dafür war der März schon immer gut. Der Beitrag erscheint – noch unfertig – zu den Kalenden des März und setzt sich über die Nonen bis zu den Iden des März fort – immer die Möglichkeit im Blick, dass unter diesen Mondphasen erhellende Dinge geschehen…
Zu den Kalenden (13.03.21) etwas Kalenderkunde
Was ist los mit dem Monat März?
Und was sind die Iden und die Nonen?
Der römische Monatslauf richtete drei Fixtage nach dem Mond aus: Den ersten Tag nannte man die Kalenden (Neumond), der zunehmende Halbmond 🌓 fiel auf die Nonen (der abnehmende auf die Terminalien) und der vierzehnte oder fünfzehnte Tag stellte die Iden (🌕 Vollmond) dar.
Die Iden des März gelten seit der Ermordung Gaius Julius Ceasars als Inbegriff für den drohenden gewaltsamen Umsturz.
Da sich das römische Volk immer gern am Krieg orientierte, wurde der Beginn des Jahres nach dem römischen Kriegsgott Mars benannt und heißt im Lateinischen Martius. Im alten Rom galt der März als die Jahreszeit, in der ein bewaffneter Konflikt nach der Winterpause wieder aufgenommen wurde und so lag der römische Jahresbeginn ursprünglich auf dem 1. März, weswegen auch die Bezeichnung September bis Dezember als siebter bis zehnter Monat passt (später wurde dies verändert).
Das kalendarische Frühjahr beginnt immer zur Frühlings-Tagundnachtgleiche, Tag und Nacht sind gleich lang, stets am 20. März beginnt auf der Nordhalbkugel der Erde der Frühling. In diesem Jahr fällt auch der Halbmond (Nonen) auf dieses Datum. Also ab hier das zunehmende Licht der Sonne gemeinsam mit dem zunehmendem Licht des Mondes. Der Vollmond und somit die Iden liegen in diesem Jahr am Ende des Monats.
All dies symbolisiert den Punkt des Wandels, die Lichtkräfte sind nun aufstrebend. Das Licht siegt endgültig mit dem Osterfest über das Dunkel. Ostara ist die germanische Frühlingsgöttin, die Göttin der Auferstehung, der Fruchtbarkeit und des Wachstums. Ihre schönen Symbole sind der Hase, der Mond und das 🥚 Ei.
Natürlich wurde Jesus Christus nicht „zu Ostern“ gekreuzigt und ist dann pünktlich zum Ostersonntag wieder auferstanden. Die Institution „Kirche“ wusste sich nur sehr wohl zu bedienen an der zugrundeliegenden Symbolik dieser Zeit. Den Impuls der Auferstehung hatte Jesus in Gleichnissen versucht zu vermitteln, vielleicht war dies der Kirche zu unsicher und man suchte die Anlehnung an die Natur.
So wie der Frühling kommt und die Natur sich überall anschickt aufzublühen, so treiben die Winde der Veränderung die Menschen zu neuen Taten. In der Isotopen Philosophie sehen wir nicht so sehr auf die Persönlichkeiten, als vielmehr auf die grundlegenden Kräfte und Strömungen.
In der Qualität des März liegt der Mut zum ersten Schritt, zum Neubeginn. So kommt es vielleicht gerade deshalb immer wieder zu revolutionären Umtrieben in dieser Jahreszeit. Die Geschichtsbücher erzählen viel davon, auch wenn der Deutsche Geist als schwer entflammbar gilt – dieser Umstand wurde aus berufenem Munde parodiert … (Heine) – so ist doch der Begriff „Deutscher Vormärz“ bekannt. Auch spätere Märzunternehmen stellten immer nur die rauchende Spitze eines bereits länger gärenden Vulkans dar.
Der Vulkan ist das Symbol für eine hierarchische Gesellschaftsordnung. Die Herrschaft über den Menschen, ob sie nun hierarchisch oder sozialistisch-technokratisch sein mag, ist unnatürlich und wird immer wieder umgewälzt werden müssen, bis eine dem Menschen gemäße soziale Gliederung erreicht ist.
Tanz auf dem Vulkan der Industrialisierung
Nun zum Bild: Das Eisenwalzwerk (Moderne Cyklopen), Adolph von Menzel (ca. 1875)
>In dampferfüllter Dämmerung mischen sich flackerndes Glutlicht und bizarre Schatten zu einem dämonischen Schauspiel des Ringens von Mensch und Maschine.<
Das Gemälde nimmt prophetisch das Maschinenzeitalter vorweg: Der Arbeitstakt der Dampfmaschine zwingt die Menschen in hektische Umtriebigkeit, das glühende Eisen zu bewegen, zu schmieden. Der Arbeiter wird als Teil der Maschine degradiert gezeichnet. Warum aber „Moderne Zyklopen“?
Diese Sagengestalten – gottgleiche aber einäugige Söhne des Uranos und der Gaia – sind Gehilfen des Feuer-Gottes Hephaistos, des göttlichen Schmiedes. Hephaistos, einer der zehn göttlichen Kinder des Zeus, wurde später von den Römern als die Gottheit Vulcanus übernommen. Im Innern der Vulkane arbeiten die Zyklopen an legendären Waffen: Den Blitzen des Zeus, dem Schild der Athene und dem Streitwagen des Mars.
Vulkane sind Sinnbilder pyramidaler Konstrukte, wobei die Symbolik der Pyramide später noch genauer eingeführt werden muss. Pyramide und Vulkan sind Abbilder nach oben hin konzentrierter Macht; sind Ausdruck eines kollektiv verankerten Egoismus, der im beständigen Wachstum versucht, sich die Welt untertan zu machen. In den Fokus kommt hier mit dem Vulkan bzw. der Pyramide die vom Zinsgeld abgeleitete Form der kapitalistischen Gesellschaftsorganisation.
Mit dem Beginn der Industrialisierung entsteht die zentrale Konstellation des Klassenkampfes, wobei der Unterschied zwischen Kapitalist und Proletarier durch das Zinsgeld noch weiter verschärft wird. Es ist wohl die größte Tragik des vergangenen Jahrhunderts, dass diese von Silvio Gesell im Rahmen seiner Natürlichen Wirtschaftsordnung als „banalste Selbstverständlichkeiten“ bezeichneten Grundlagen nicht verstanden wurden – man hätte sich statt Geld lieber manchen Krieg erspart. Die Zyklopen hätten den Vulkan verlassen können und einmal Urlaub gemacht…
Die Megamaschine und die Industriellen Revolutionen 1-4
Seit der Mensch mit der Maschine ringt, laufen die Industrialisierungsprozesse sprunghaft ab und überfordern den Menschen regelmäßig. Er muss sich, unbedarft wie der Zauberlehrling, seinen Werkzeugen immer wieder unterwerfen.
Es ist hier nur noch ein kleiner Schritt, bis wir beim Begriff der Megamaschine ankommen, den Lewis Mumford prägte. Die Technokratie ist deren Endpunkt, in welcher der Mensch kollektiviert als zu verwaltendes Objekt dem Verstandesdenken – nicht der Vernunft! – unterworfen wird.
Die Pyramide stellt diese Megamaschine dar, die von oben durch im Verhältnis äußerst wenige Personen gesteuert wird. Die Protagonisten sind sich dabei nicht wirklich immer im Klaren, was sie dort eigentlich tun. Sie sind wie alle anderen Menschen in den meisten Fällen ebenfalls nur Kräften unterworfen, die weitaus tiefgehender und langlebiger sind, als der menschliche Horizont es erfassen kann.
So sind die Prinzipien Roms auch längst nicht überholt. Im pyramidalen System gilt das auf römische Traditionen zurückgeführte Liktorenbündel (Fasces) immer noch als Sinnbild konzentrierter Macht (siehe US Senat). Diese Pyramide wandelt sich nun auf dem Höhepunkt ihrer Macht ganz grundlegend.
Dieser Wandel, der nun einem finalen Umsturz gleichkommt, ist vielleicht so am einfachsten zu verstehen: Hat die Natur doch den Menschen nach aller Evolution nackt und kraftlos zurückgelassen, so wird dies die Industrielle (R)Evolution am Ende auch tun. Nach dem Abschluss dieses doppelten, natürlichen wie kulturellen Prozesses steht ein doppelt nackter – aber doppelt freier! – Mensch in der Welt: Der unkonditionierte Mensch.
Der unkonditionierte Mensch
Fortsetzung zu den Nonen (21.03.21)
Schon der Körperbau des Menschen führt uns vor Augen, wie sehr im Laufe der Evolution danach gestrebt wurde, eben gerade nicht konditioniert zu sein. Von allen Organen ist das Gehirn am entschiedensten entwickelt worden, alles andere wurde auf „neutral“ gestellt. Der Mensch hat quasi alle Hilfe der Natur im Sinne einer Spezialisierung von sich gewiesen: Kein Fell, keine sprungbereiten Beine, die Schärfung der Sinne nur in einfachstem Ausmaß, das Gebiss kaum noch für hartes Brot geeignet. Ohne kulturelle Vorleistung kühlen wir Menschen sofort aus, können uns kaum ernähren, kommen nur verhältnismäßig langsam voran und sind eigentlich mehr oder weniger wehrlos. Deswegen ist es wahr zu sagen: Wir sind von der Natur aus „nackt“ entlassen worden.
Aber wir können dem Ausdruck verleihen, was uns im Kern ausmacht: Geist und Seele finden einen Körper vor, der alle Möglichkeiten der persönlichen Entwicklung offen lässt. Instinktiv wissen wir vielleicht nur noch eines, dass wir Gemeinschaft brauchen. Wer selbst das nicht mehr spürt, ist bereits zu weit durch die egomanische, pyramidale Kultur konditioniert. Das Wesen des Menschen muss im Grunde aber als unkonditioniert gelten.
Über die Beherrschung des Feuers ging die natürliche Evolution schon vor über 10.000 Jahren – mithilfe des Wechsels vom Nomadentum in die Sesshaftigkeit sowie der Aufnahme des Ackerbaus – nahtlos in eine kulturelle Evolution über. Hieran schloss sich über die letzten Jahrtausende eine soziale (kulturelle) Evolution an, welche vor allem immer wieder über hierarchisch-pyramidale [religiöse sowie politische) Systeme versuchte, die Bewusstseinsentwicklung und Selbstständigkeit des Menschen zu beherrschen.
Diese sozio-kulturelle Evolution (durchaus mit Stockungen und Rückfällen behaftet) mündete vor gut 200 Jahren in eine industrielle Evolution, welche eine derartig rasche Weiterentwicklung befeuerte, die man aufgrund der großen Umbrüche und massenhaften Opfer als Revolution bezeichnete.
Wie hat nun diese industrielle Revolution den Menschen „nackt“ gemacht?
Kurze Antwort: Indem sie alle menschlichen Wesenskleider abreißen konnte.
Zur Erläuterung, deren sind vier: Physischen Körper, Lebenskörper, Seelenhülle und Geist. Diese vier elementaren Bestandteile wurden in der natürlichen Evolution aufgebaut als Kleider, um Fragmente ewigen Geistes aufzunehmen, welcher im Menschen lebendig und bewusst werden will. Elementar ist ein passendes Wort an dieser Stelle, weil die Symbolik der vier Elemente sehr treffend ist. Der Geist findet seine Erkenntniseigenschaften im Lichte des Feuers wieder, die Flamme der Begeisterung, die Wärme, die Liebe werden auf die Erde gebracht. Diese Eigenschaften impulsieren die Seele unmittelbar, wie eine Flamme die aufgewärmte Luft, sie bewegt sich nach oben, bringt eine Zirkulation in Gang.
Wasser und Erde sind die Grundvoraussetzungen irdischen Lebens, kein Körper kann ohne das Wasser verlebendigt werden. Die Pflanzen symbolisieren Wachstumskraft und Aufstreben zum Lichte. Dieser Lebensleib ist allen Wesen zu Eigen. Der physische Leib mit seinem Knochengerüst – oder anderen festen Strukturen wie Borke oder Kalkschale – bildet nur das Grundgerüst. Diese viergliedrige Vorstellung hat es in allen Kulturen gegeben und wird heute in der Isotopen Philosophie grundlegend aufgegriffen und als hilfreich empfunden.
Die gewagte Hypothese besteht nun darin zu sagen, dass die Industrielle Revolution den Menschen nicht „frei“ machen wollte, sie wollte die Welt vom Menschen befreien, ihn vernichten. Die Mega-Maschine sollte an erster Stelle implementiert werden (s.o.), unterstützt durch die Phantasie, dass der Mensch (und insbesondere die Menschen in der Führung dieser Maschine) abgetrennt von der Natur existierten. Dies wird jedoch scheitern, weil das zentrale Element des Menschen unsterblich lebendig ist und die Maschine von vornherein tot. Ein Krieg gegen das Leben ist also von dieser Warte aus unsinnig. Dies ist die höchste Erkenntnis, zu der dann auch eine ausgereifte („starke„) KI kommen wird.
Schauen wir uns noch einmal genauer an, worum es geht.
Die Industrielle Revolution wird gemeinhin in vier Abschnitte unterteilt, die mit dem Abreißen der Wesenskleider einhergehen.
Zunächst wurde die Körperkraft des Menschen durch die Dampfmaschine und später den Benzinmotor übertroffen. Dann löste die Entdeckung der Elektrizität und die Erfindung der Glühbirne eine Unabhängigkeit des Menschen vom Tag-Nacht-Rhythmus aus, was dem Ablegen des Lebenskörpers („Rhythmus trägt Leben„) entspricht. Dies war ein gewonnener Freiheitsgrad, man konnte sozusagen die Nacht zum Tage machen, aber dies ging einher mit einer Schwächung der Lebenskräfte, die erst wieder durch eine Verbesserung der Wohn- und Ernährungssituation kompensiert werden konnte.
Dann erreichte die weitere Verdichtung und Hektik der Arbeitswelt sowie die aufkeimende Verwaltungstechnik (Lochkarten, Transistoren, Computer) in der dritten industriellen Revolution eine Entseelung des Menschen. Alles wurde erfassbar, zählbar, berechenbar. Die Logik siegt über Intuition, über Gefühl. Der Verstand trumpft endgültig über die Vernunft. Das Geldsystem kommt hier ins Spiel, trägt mit der weiteren Entfesselung global agierender Konzerne zu diesem Prozess bei. Im Austausch erhält der nun fast nackte Mensch eine weitere Freiheit: Die Abhängigkeit von der Natur, vom Mitmenschen, von der Familie schwindet – aber auch die Beziehung, das Haltgebende verliert sich.
Nun stehen wir vor der größtmöglich denkbaren Pyramide und fragen uns: Was ist der letzte Stoß? Es ist die Entwirklichung aller Sinneswahrnehmung in der Fiktion.
Der menschliche Geist wird seiner Quelle ganz enthoben, wie ein Fisch dem Wasser. Das Internet saugt ihn auf, virtualisiert, digitalisiert sein Bewusstsein, entgrenzt von allen Schranken, macht allen Wahn denkbar und durchführbar. Dann, zuletzt, in der Apokalypse (Enthüllung), die immer schon als „allerletzte Erkenntnis“ im Raum der Möglichkeiten stand, findet sich der Mensch zum zweiten Mal nackt. Nun aber vollkommen frei in der Wahl seiner Kleider, die Megamaschine stellt nun keine Forderung mehr. Sie ist nur noch Werkzeug.
Die >Entwirklichung der Sinne in der Fiktion< bedeutet nicht weniger als >dem Wahnsinn anheimfallen<. Wir sind schon mittendrin, kämpfen gegen das analoge, rhythmisch um einen Ruhepol schwingende Leben mit einer digitalen Technisierung, die nur an/aus kennt, die diesem Takt noch nicht einmal eine einfachste Schwingung abzunötigen weiß. Eine körperlich-seelisch-geistig kranke Gesellschaft ist das Ende dieses Ausfluges in die ultimative Trennung von unserer Quelle.
Diese vierte Phase der Industrialisierung wurde erst in den letzten 25 Jahren durch die globale Kommunikation per Internet und Smartphone (smart phone, dumb people) und die immer enger an Konzernmächte geknüpften Lebenswelten vorangetrieben. Die Entgrenzung des Geistes ist wie ein Flächenbrand aus dessen Überresten sich der neue Mensch erhebt, wie damals der junge Mensch den brennenden Ast aus der Savanne zu sich nahm. Herr des Feuers – zum zweiten Mal. Geläutert.
Fortsetzung folgt zu den Iden (28.03.21)
„Die Iden des März sind nun da!“ rief Caesar aus.
Doch der Seher antwortete: „Ja, Caesar, aber sie sind noch nicht vorüber!„
Nun stehen wir vor den Iden und die Frage ist:
Wen sollten wir warnen?
Wer möchte hier wen töten?
Und: Bringt eine solche Warnung überhaupt etwas?
Caesar hat die Warnung nicht geholfen. Aber ihm war auch nicht zu helfen, er wollte schon immer alles allein nach seinem Sinn durchführen.
Dieses „Durchführen gegen den Willen anderer“ ist die Illusion, die irgendwann kollabiert – auch für die Mörder. Caesar saß längst auf einem gärenden Vulkan und so konnte auch die Intervention aus der Spitze dieser Strukturen nicht wirklich etwas zum Guten bewegen. Die Mörder sind alle gescheitert, alle ebenso ermordet worden. 500 Jahre später löste sich das römische Reich langsam auf.
Über kurz oder lang sind die pyramidalen Konstrukte nicht lebensfähig, weil die Spitze sich in Hochmut versteigt und die Basis degeneriert. Das außerordentlich gefährliche an unserer gegenwärtigen Situation ist, dass die Spitze global betrachtet sehr klein ist und es für die Basis keine Ausweichmöglichkeit mehr gibt. Es ist die finale Transformation – von der Massengesellschaft aus betrachtet. Vom Individuum aus betrachtet, ist es die primäre! Ein Paradox? Schauen wir noch einmal auf Individuum und Masse!
Der Beobachter
Am linken Bildrand – man kann ihn wirklich übersehen in all dem Trubel – haben wir einen Herrn, der etwas anders gekleidet ist und sich ruhig umsieht. All das Treiben findet er sehr interessant, aber er greift nicht ein. Dies ist der Beobachter. Manche nennen ihn „Dirigent“ oder „Kapitalist“. Ganz genaue Angaben liegen dem Autor nicht vor.
Aber dieser Beobachter könnte sich auch denken: Was werden die noch alles Gießen? Kanonen? Schienen? Brückenteile?
Wer sich die Abläufe in der industriellen Revolution vor Augen führt, sieht dieses Geschehen im Zeitraffer und denkt sich: Was für ein Irrsinn. Wie viel Unglück! Aber er erkennt auch das Potenzial, die Möglichkeiten, die der Mensch erst durch diesen Lernprozess sich eröffnete. Und dieser Beobachter könnte zum Schluss kommen: Es gibt hier niemanden zu warnen. Alles ist genau so, wie es sein soll. Jeder hat seinen Teil darin gefunden. Es geht um die Erfahrung des Seins.
Dieses „Sein“ ist individuell – und solange die Gesellschaft nicht dazu eingerichtet ist, dem Individuum seinen Gestaltungsspielraum und seine Freiheit zu lassen, wird es sehr unglückliche Verläufe geben.
Dies ist ein wechselseitiges Problem: Die Menschen müssen bereit sein für den Individualismus und die Gesellschaft muss dies im Gegenzug unterstützen. Denn der Mensch ist dafür geschaffen, sich selbst zu formen – und diese Form ändern zu können!
Die Massengesellschaft
Wenn wir also in der Funktion eines 🥚 Augurs jemanden warnen können, wären dies alle Beteiligten an der Massengesellschaft. Denn nun schließen sich diese Evolutionskreislaufe final ab und entlassen den Menschen aus den oben beschriebenen Entwicklungsprozessen von Natur und Kultur.
Was nun nach dem finalen Durchlaufen des Wahns übrigbleiben wird, ist eine geläuterte, zum Individualismus bereit gemachte Gesellschaft. Wie das Stück Eisen im Bild, das von der Maschine ausgespuckt wird, steht das Individuum dann da: Als Vereinigung von Arbeiter und Dirigent. Herr über die Maschine und über sich selbst. Allen hilfreich und dienstbereit, aber niemandes Sklaven.
Die technologischen Errungenschaften werden uns dienen – aber nicht so, wie die Technokraten es sich denken, für die der Mensch ein Teil ihrer Megamaschine ist. Teil des Systems werden wir nur so sein wie ein Autofahrer, jederzeit bereit auszusteigen und frei in unserem Bewegungsradius. Wir sind nicht Transportgut oder Beifahrer der autonomen KI!
Die gesamte Technokratie ist nur auf Beherrschung und Berechnung aus. Das Unberechenbare ist somit der natürliche Feind dieser ewigen Pyramidenbauer. Diese agieren mit Scheuklappen in ihrem fiktiven Universum und arbeiten „mit Berechnung“ gegen das Leben. In der Isotopen Philosophie ist genau das Gegenteil gewollt: Anbindung an die Natur, Akzeptanz der Vergänglichkeit und Offenheit für die Perspektive des anderen.
Wir müssen eventuell noch die Entwicklung zum „vollkommen künstlichen, seines Schicksals und seiner Individualität beraubten Menschen“ (Gadamer) hinnehmen, dies ist Teil des Wahns. Bis die Massengesellschaft zusammenfällt und als Individualgesellschaft auferstehen kann. Dies wird zunächst über ein Zusammenfallen der Massenmedien sichtbar werden. Individual-Medien treten an deren Stelle, die Narrative der Schattenspieler, die Kartenhäuser der Fiktionen fallen zusammen. Wie weit der Einzelne noch im Narrativ verbleibt, ist verschieden und wird den individuellen Leidens- und Aufwachprozess ausmachen.
Abschluss und Zusammenfassung des Artikels werden an Ostern veröffentlicht (04. April, zu den Terminalien)
Zunächst wurde zu den Kalenden die Tatsache in den Vordergrund gerückt, dass wie die Zyklen des Mondes und des Jahreslaufes auch gesellschaftliche Zeitzyklen vorliegend, die Umwälzungen zustande bringen. Das Gemälde von A. v. Menzel zeigt uns dabei den menschlichen Geist mit seinem Geschöpf, der Maschine, ringend. Die Gesellschaft findet sich in dieser Phase des Ringens in einer Pyramide wieder, sie wird zur Megamaschine.
Zu den Nonen haben wir entworfen, wie der Mensch in der Evolution zunächst der Natur und dann der Kultur doppelt nackt und unkonditioniert erscheint. Die letzte Phase dieser Entwicklung steht unmittelbar mit dem Abschluss der 4. Industriellen Revolution bevor und betrifft den menschlichen Geist. Er muss durch eine Phase des Wahns laufen (der Feuerlauf).
An den Iden des März erging die Warnung an den Leser, sich nun von der Massengesellschaft zu trennen und den Weg des Individualismus vorzubereiten. Alles andere würde nur mehr Schmerz und Probleme hervorrufen. Niemand kann diese Geburt des Neuen Menschen aufhalten. Er ist ein evolutiver Prozess, der nicht abgeändert werden kann – nur verstanden und mitgestaltet zum Besten.
Nun an Ostern kommt zwar der Mond wieder in sein letztes Viertel, den Terminalien, jedoch ist der Frühling in der Natur und die zunehmende Lichtkraft unübersehbar. Die Kulturelle Evolution schließt sich ab, aber der Mensch ist unsterblicher Teil des Kosmos und wird sich weiter entwickelt.
Jesus sagte im Thomas-Evangelium (Logion 56): Wer die Welt erkannt hat, hat einen Leichnam gefunden. Und wer einen Leichnam gefunden hat, dessen ist die Welt nicht würdig.
Das bedeutet, dass wir die Welt nicht retten können. Wir können aus dieser Welt immer nur unsere Seele retten, wenn wir den Geist als Kern unseres Wesens erkennen. Die Erkenntnis der Welt ist daher der individuelle Prozess, der den Menschen auszeichnet, ihn aber zwangsläufig immer in unbefriedigende Position zur Welt stellt und somit auch die Krux der Zivilisation ausmacht. Es ist der Mensch selbst, der sich stets an das Kreuz heftet (oder den Prometheus an den Felsen schlägt). Diese (toxische?) Verbindung von Geist und Körper macht uns aus – ob wir ein Gleichgewicht darin finden?
Diese Revolutionen sind also per se endlos und können nur gelöst werden, wenn die Seele ihren Frieden in der Akzeptanz der Vergänglichkeit findet und der Wunsch nach Beherrschung des Menschen und der Beherrschung der Natur aufhört und nur die Beherrschung der eigenen Werkzeuge an deren Stelle tritt. Dann wandeln wir uns von Zauberlehrlingen zu wirklichen Meistern.