Ein Lobgesang auf ENCANTO

Lobgesang auf Encanto

Ein Film über eine Heldenreise nach innen – sehen wir uns das einmal näher an!
Als äußerst kurze Zusammenfassung könnte man sagen: „Das Mädchen, dem die Zimmertür verwehrt bleibt, erhält die Haustür“.
Aber es gibt mehr zu entdecken, insbesondere für den Isotopen Philosophen (*): So werden Hintergründe des Films sowie die philosophische Begriffsbildung gegenseitig erklärt.

Initialzündung

Die Idee zu diesem Beitrag entstand nach einer Analyse durch Wolfgang M. Schmitt (den der Autor dieser Zeilen ansonsten sehr schätzt). Sein als abwertend empfundenes Credo in der Filmanalyse, Encanto sei ein Predigtfilm und „verhandele lediglich langatmig und dialogreich familiäre Konflikte“, wurde als zu kurz gegriffen empfunden. Auch wenn Schmitt meist richtig liegt, wenn er über einen Film sagt „wir schauen nur, aber wir sehen nicht“ (ein Zitat Tarkowskis), gibt es in diesem Fall doch noch etwas mehr zu sehen, als zunächst angenommen. Natürlich ist dies keine typische „Handlung“ im Sinne einer klassischen „Heldenreise“ nach außen.

Es geht nach innen, in mehrfacher Hinsicht, es dreht sich ausschließlich um Innenräume, das Encanto tritt vielleicht sogar als metophorisches Bild für eine einzelne, traumatisierte und gespaltene Persönlichkeit auf. Im Abschnitt „Magischer Realismus“ wird dies an Beispielen ausgeführt. Auf dieser Reise nach innen benötigen wir andere Kategorien. Es ist eine Reise vom „Innersten Ich“ zum „Höheren Selbst“. Dies muss im Folgenden also erklärt und differenziert werden, vor allem, weil die Isotope Philosophie hierfür geeignet erscheint und die nötigen Begriffe parat hält.

Der Film ist zu Weihnachten 2021 in die Kinos gekommen, wäre aber viel besser zu Ostern erschienen. Es ist ein Film über die Auferstehung und so erscheint nun wenigstens dieser Blogbeitrag dazu an Ostern. Das „Wunder“ welches hier im Film vor Augen geführt wird, ist nicht nur das „Wunder des Lebens“, ganz nah an der Idee des Circle of Life (siehe Disneys Lion King). Hier ist aber keine Tierfabel, keine Märchenerzählung. Hier geht es um eine reale Kultur, differenziert verstandene und dargestellte psychologische Vorgänge. Sie wird sehr viel tiefgründiger ausformuliert, weil es hier auch um das Wunder der Heilung geht. So könnte man auf gewagte Weise formulieren: Heilung = (Zeit+Lebenskraft) x geistige Führung.

Facts first

Encanto (spanisch für „Verzauberung“, wobei canto auch ebenso gut auf das Wort für „Lied“ verweist und im englischen enchanted auch als Begriff für „verwunschen“ aufscheint) ist ein US-amerikanischer Animations- und Musicalfilm aus dem Jahr 2021 unter der Regie von Jared Bush (bekannt für Zoomania und Vaiana – beide von 2016) und Byron Howard (ebenfalls bekannt für Zoomania (2016) und Rapunzel – Neu verföhnt (2010).

Der Film ist die 60. Produktion der Meisterwerk-Reihe der Walt Disney Animation Studios und gewann im Zeitraum 2021/22 sechs Filmpreise und wurde für über 40 weitere nominiert. Zu den erhaltenen Auszeichnungen gehören der Academy Award, der Golden Globe Award und der National Board of Review Award jeweils als bester Animationsfilm. Bei der Verleihung der Annie Awards erhielt das Werk neun Nominierungen. Das Lied „We don’t talk about Bruno“ wurde einer der erfolgreichsten Disney-Songs überhaupt.

Disney verlässt mit diesem Film das Reich der Märchen und lässt einen sehr prägenden Konflikt Kolumbiens (Krieg der Tausend Tage) als zentrales, traumatisierendes Geschehen in die Handlung einfließen. Wie auch überhaupt der gesamte Film von einem wohl nie dagewesenen Detailreichtum lebt, den man sich in ausgedehnten Studienreisen nach Kolumbien angeeignet hatte.
Hatte uns Vaiana schon nach Polynesien entführt (als klassische Heldenreise!) und diese Welt wunderbar einfallsreich gezeichnet, finden wir hier in liebevoller Darstellung die Situation Südamerikas vor. Die mannigfaltigen Ideen, die in die Entwicklung des Films einflossen, werden unglaublich facettenreich entwickelt.

Um so mehr ist es eine Kunst, dass dieser Film so konzentriert auf sein wesentliches Thema fokussiert werden konnte, sich auf zentrale Elemente zu beschränken weiß und diese aus den mannigfaltigen Ideen herausarbeitet. Lesenswert hierzu ist das kostenlos im Internet verfügbare und sehr ausführliche Artbook: Encanto Digital Artbook

Das Märchenhafte, das zu allen Disney-Klassikern gehört, wird als Magischer Realismus in Bezug auf die großen Dichter und Schriftsteller Kolumbiens und Perus – wie Mario Vargas Llosa und Gabriel García Márquez – umgesetzt.

Die respektvolle, ja sogar liebevolle Darstellung der kolumbianischen Lebensweise und kulturellen Identität ist in dieser Form bisher einmalig. Die Musik sprüht voller Folklore, schnellen Rhythmen und eingängigen Melodien – es ist ein Musikfilm in bester Disney-Tradition, der vor allem aufgrund eben dieser respektvollen Repräsentation bei den Hispanics in den USA sehr wohlwollend aufgenommen wurde.

Mirabel Madrigal (ihr Name lässt sich ableiten vom lateinischen mirabilis, d. h. „wunderbar“) ist keine „Disney-Prinzessin“ im engeren Sinn – und sicher die erste, die eine Brille trägt! Auch fehlt ein düsterer Gegner oder Gegenspieler – es ist das Trauma selbst, das verhandelt wird.
Nach klassischer Erzählweise der Märchen beginnt sie mit einem Nachteil im Kontext ihrer Familie, da ihr als Kind das Geschenk einer besonderen Gabe versagt wurde und die deswegen auf der Suche nach ihrem eigenen Platz ist, während sie zugleich für die Problemfelder in ihrer perfekten Familie eine besondere Sensibilität entwickelt.

Die Familie Madrigal (das Wort spielt auf ein altes europäisches Liedgenre an) hat sich nach einer gewaltsamen Bedrohung mit ihrer Dorfgemeinschaft in ein Bergtal zurückgezogen. Hier sind sie zwar herausgestellt, aber nicht im üblichen Disney-Sinne als Monarchen, sondern eher im besten Sinne gemeint als „Erste Diener“ ihrer Gesellschaft.

Der erste große Punkt, den man hier unbedingt festhalten muss, ist, dass mit dem Konzept eines „gegen“ gebrochen wird, was in Bezug auf Hollywood sicher ein Art von Paradigmenwechsel darstellt. Disney zeigt sich hier spiritueller, mehr an der Wirklichkeit interessiert und spricht ein Thema an, das in der Vergangenheit immer wieder als Vorwurf im Raum stand: Man würde subtil mit Traumatisierendem spielen, die Kinder in Angst setzen und mit subliminalen, sexualisierten Botschaften in den Filmen arbeiten.

Der Tod eines Elternteils (insb. der Mutter, wie in Bambi, Findet Nemo, etc.) steht oft am Beginn dieser populären Familienfilme.
Diese Vorwürfe sollen hier nicht weiter verfolgt werden, sie seien aber angesprochen, um dem Eindruck der Naivität zu entgehen hinsichtlich der Verbindung der genannten Produktionsfirma mit eben diesem ernsten Thema.

Natürlich ist der Film dennoch – typisch amerikanisch – mit dem üblichen hysterischen Grundtenor inszeniert. Aber dennoch wird man hier, noch dazu im Spiel mit dem Temperament Südamerikas, der zur Darstellung gebrachten Emotionen nicht so schnell überdrüssig. Es passt einfach alles gut zusammen.

Exkurs zum Magischen Realismus

Im Stil des Magischen Realismus werden übernatürliche, traumgleiche Phänomene in eine ansonsten realistische Handlung integriert. Es handelt sich um eine Synthese zur „dritten Realität“, vor allem in der Malerei und der Dichtung, die fließende Übergänge zum Surrealismus aufweist.

In der Literatur war der magische Realismus besonders in Lateinamerika, während er in der Malerei auch in Europa und den USA Beachtung fand. Werke des Magischen Realismus wie Hundert Jahre Einsamkeit sind für Encanto nicht unwichtig gewesen und zeichnen sich durch eine Vermischung von fantastischen mit realistischen Elementen aus. Durch die Verfremdung bislang vertrauter und selbstverständlicher “Wirklichkeiten” soll eine andere Sicht der Dinge und damit eine neue Interpretation der Wirklichkeit ermöglicht werden.

Der Film ruft diese Mittel auf, um Innen und Außen gleichzeitig zu repräsentieren: Im Moment der größten Furcht erheben sich die Berge, um die junge Mutter mit ihren Kindern zu schützen. Diese Berge werden sich erst im Moment der Krise wieder öffnen, als das alte Haus (die Casita, spanisch liebevoll für das „Häuschen“) zusammenbricht. Dies symbolisiert die schützende Isolation und die Befreiung daraus, als der Druck zu groß wird.

Luisa ist Mirabels große Schwester und symbolisiert die Last der Verantwortung. Sie ist die erste Figur an der deutlich wird, dass etwas im Umbruch ist.

Auch sind die Zimmer der Familienmitglieder (außer Mirabels) jeweils größer als das ganze Haus, es sind ja Innenräume der jeweiligen Personen. Brunos Zimmer ist eine riesige Sanduhr, tausende von Stufen führen zu einer rätselhaften Kammer, in der er seine Visionen empfängt. Das Zimmer von Abuela Alma, der Matriarchin (Abuela ist spanisch für Oma), ist eine Nachbildung des Zimmers in dem sie mit Pedro (ihrem ermordeten Mann) lebte. Wir erleben die Entstehung von Antonios Zimmer, dem kleinen Cousin von Mirabel, welcher eine riesige Urwaldlandschaft erhält, mitsamt der Tier- und Pflanzenwelt.
Als sich die Lösung des Konflikts anbahnt, steigt ein Schwarm gelber Schmetterlinge auf und umgibt die Großmutter und Mirabel im Moment der Aussöhnung.

Was ist nun ein Trauma?

Ein Trauma ist ein Ereignis, das (abgesehen von seiner offensichtlichen Bedrohung) definitionsgemäß zu schnell und zu heftig erfolgt, um es zu integrieren. Es überfordert und löst damit Furcht aus, Rückzug und Isolierung.

Das Wunder kommt zu Alma, nachdem sie und ihr Mann Pedro aus ihrer Heimat vor berittenen Soldaten fliehen mussten und er sich opferte, um seine neugeborenen Drillinge zu beschützen. Betrachtet man den Rückzugsort der Familie, das Encanto, dann ist hier auf magische Weise eine Integrationszone entstanden, in der eine Konsolidierung stattfindet.

Im Wort „Konsolidierung“ steckt allerdings schon der Hinweis auf die hauptsächliche Nebenwirkung: Eine Verfestigung greift um sich, symbolisiert durch die Großmutter, die hohe Maßstäbe an ihre Familie legt und im perfekten und aufopferungsvollen Funktionieren der Mitglieder ihre Sicherheit findet. Insbesondere Bruno ruft mit seinen Prophezeiungen bei allen Unmut hervor und wird ausgestoßen, seine Existenz verschwiegen: Ein typischer Fall von Kassandra-Syndrom. Bruno muss sein Leben in den Zwischenwänden des Hauses fristen. Ohne Vision, ohne Erwachen für den geistigen Prozess gibt es jedoch keine Befreiung.

Mirabel bricht im Wesentlichen das Trauma auf, das sich seit Jahren abspielt und über Generationen weitergegeben wurde, und dieses Familientrauma wird auf eine kindgerechte Art und Weise erkundet, die auch bei den älteren Zuschauern gut ankommt.

Am Schluss ist der Wiederaufbau der Casita und die Heilung der Familie (Bruno kommt zurück) die Belohnung und das Wunder von Mirabel. Mit ihr beginnt die Öffnung zu Welt hin und die Überwindung des Traumas.

Inneres Ich

Im Bild zum Blogartikel ist die kleine Mirabel in das Verlagssignet (dem Ei) gestellt. Das Innerste Ich ist die ursprüngliche, erste und prägendste Konditionierung, die der junge Mensch erfährt und aus der er sich herausarbeitet. Sein Ziel ist das Höhere Selbst, ein fernes Ziel, wie weiter unten erläutert werden soll.

Die prägende Erfahrung für Mirabel ist die Zurückweisung, das „noch nicht bereit“ sein. Sie ist wie gefangen in einer Kinderwelt, bewohnt noch die Kinderstube mit ihrem jüngeren Cousin, der bei der Zeremonie zu Beginn des Films sein Zimmer erhält.
Diese erneute Kränkung löst in Mirabel eine Erinnerung an die Gefühle von Kleinheit aus, nicht genügen zu können, ihren Platz nicht selbst zu finden.
Damit sich die Entwicklung in Gang setzen kann, muss sie ihren Willen, ihr Befinden äußern – das ist vielleicht ihre erste Gabe, die sie ganz allein hat: nicht einfach funktionieren zu müssen, damit sich die Dinge fügen können.

Konditionierung

Der Begriff Konditionierung beschreibt das Funktionieren in der von anderen gewünschten Weise. Das Innere Ich verstrickt sich im Aufwachsen in diverse Prägungen je nach den sozialen Umständen, den Eltern und der schulischen Entwicklung. Manche Konditionierungen werden bereitwillig angenommen. Dennoch muss sich immer das Individuum seinen Platz schaffen, da der Entwicklungs- und Erwachensprozess hin zum Höheren Selbst stärker ist, da sie ureigene Prinzipien des Lebens sind und mehr Kraft erhalten, als die Ketten der Konditionierungen.

Das Alte soll und muss dem Neuen weichen, dem wachsenden und erwachenden Einfluss des Individuums, welches sich im Kollektiv seinen Raum schafft. Eine Gesellschaft die individuelle Entscheidungen zulässt, ist widerstandsfähiger und klüger als eine zum Kollektiv konditionierte. Exkurs dazu hier: 🥚Konditionierung

Entwicklung

Jedes Lebewesen möchte sich in seinem vorgegebenen Zyklus entwickeln und Potential entfalten. Dieser Prozess ist gerade beim Menschn ein sehr individueller, der sich in das gegebene gesellschaftliche Umfeld einfügen, bzw. mit diesem auseinandersetzen muss. Die Gesellschaft ist nicht per se immer einverstanden und daran interessiert, hier unterstützend zu sein. Das menschliche Potenzial soll aus dieser Perspektive eingehegt und nutzbar gemacht werden. Eine Vorgehensweise, die auch Abuela im Film beherrscht.

Angst ist eine zerstörerische Kraft, die höhere Gehirnfunktionen hemmt. Die Politik nutzt diese unsichtbare Waffe der Angst, des Traumas, der Panik und des Terrors. Es ist nicht ungerechtfertigt zu sagen, dass wir in einer traumatisierten Gesellschaft leben, dass diese Traumata sich über Generationen erstrecken und stetig durch unsere Lebensweise erneuert werden.

Encanto befasst sich mit dem Trauma der Generationen, mit Familienbeziehungen und damit, wie der Druck der älteren Generation dazu führen kann, dass sich die jüngeren Generationen nicht „gut genug“ fühlen, während sie versuchen, die Familienwerte aufrechtzuerhalten und die Last des Erbes zu tragen. Auf der einen Seite steht Abuela, die will, dass alles perfekt ist, und auf der anderen Seite ihre Enkelkinder, die mit dem Druck zu kämpfen haben, dieses Image gegenüber der Gemeinschaft aufrechtzuerhalten, die sich auf sie und ihre Kräfte verlässt.

Erst die Krise macht diesen Konflikt bewusst, die Casita droht einzustürzen, Luisa verliert ihre Riesenkräfte und schließlich stürzt das Haus tatsächlich ein und die Wunderkerze brennt aus.
In diesem Scherbenhaufen sucht Mirabel die Einsamkeit und kann sich schließlich mit ihrer Großmutter aussprechen.
Bruno wird an dieser Stelle wieder in die Familie aufgenommen und man baut das Haus gemeinsam mit der Dorfgemeinschaft wieder auf. Mirabel findet zu ihrer Bestimmung und erhält den Türknauf zum Haus (der von den anderen als Geschenk hergestellt wurde) und kann letztendlich die Casita wieder in ihrem alten Zauber wiedererwecken.

In der Collage zum Blogartikel steht dieses Spiegelbild im Knauf, das sie am Ende betrachtet, für ihr Höheres Selbst, das sie nun erreicht hat. In der Isotopen Philosophie kann der Begriff auch transzendent verwendet werden, da Geburt und Tod nur als wahrnehmbare Wechsel in einer ansonsten unendlichen Kette von Entwicklungswegen erscheinen. An diesem Begriff spiegelt sich letztlich der Anspruch, jederzeit an Wachheit und Verantwortungsfähigkeit zu arbeiten, weil dies im Sinne der individuellen Entwicklung niemals vergeblich sein kann – trotz aller Rückschläge.

Höheres Selbst

Indem sich Mirabel hier zum ersten Mal im Öffnen neuer Türen beweist und die Aussprache sucht, geht sie die ersten Schritte in Richtung ihrer wahren Bestimmung, ihres vorläufig größten Potenzials.

Das Konzept eines Höheren Selbst kann als immer vorhandene Möglichkeit der Entwicklung verstanden werden, diesseitig wie jenseitig. Der Leser wird uns nachsehen, dass hier in diesem Kontext nicht alle Facetten erläutert werden.
Isabella entdeckt, dass auch in ihrer Perfektion noch mehr steckt, als man nur auf der Oberfläche als „Schönheit“ erwartete, dass auch das nicht perfekte oder unerwartete einzigartig und schön sein kann.

Diese Aussprache unter den Geschwistern öffnet eine neue Tür: What Else Can I Do?

Conclusio

Encanto ist ein wunderbarer Film, der mit seinen charmanten Charakteren, der spektakulären Animation und seiner inspirierenden Botschaft begeistert. Ein weiteres bemerkenswertes Merkmal des Films ist die fesselnde Musik von Lin-Manuel Miranda, der einen bewegenden und emotionalen Soundtrack komponiert hat, der die Handlung wunderbar ergänzt, indem er die Gefühle und inneren Kämpfe der Figuren vertieft.

Was Encanto jedoch wirklich auszeichnet, ist seine Tiefe in der Darstellung Generationen übergreifender psychologischer Konstellationen und einer Entwicklungsgeschichte von Vergebung und Versöhnung.

Darüber hinaus ist Encanto ein Film, der die kolumbianische Kultur und ihre Traditionen würdigt und die Vielfalt Lateinamerikas feiert. Die Darstellung Kolumbiens und seiner Menschen ist respektvoll und authentisch, und der Film eröffnet den Zuschauern eine neue Welt faszinierender Bräuche und Rituale.

Als Kritikpunkt bleibt letztlich nur, dass es Mirabel zwar gelingt, eine neue Generation in ihrer Gemeinschaft auf individuellere und freiere „Beine“ zu stellen, aber das Haus (die Casita) einfach nur neu aufgebaut wird und wie zuvor funktioniert.

So bleibt hier doch noch ein Stein auf dem anderen und die Frage: Ist dies wirklich noch die alte Casita oder schon ein Neubau? Was ist Original und was Fälschung…?

(mehr sei dazu nicht angemerkt)

* Die Isotope Philosophie ist in der Entwicklung befindlich. Die Begriffe werden im Verlauf nach und nach erläutert (work in progress)…