Aufwachen
Im Schlaf sind die Augen geschlossen.
Der Mensch öffnet beim Aufwachen natürlicherweise beide Augen. Es entsteht eine Perspektive (lateinisch perspicere als >hindurchblicken<).
Im Sehvorgang ermöglicht der Eindruck zweier Augen ein räumliches Sehen. Uns wird in diesem Raum bewusst, dass wir vom Objekt immer nur die Hälfte sehen, dass wir eine andere Perspektive benötigen, um es ganz zu erfassen.
Mit dem Aufwachen stellen wir uns der Realität.
>Realität< wird als Wort vom vielschichtigen Begriff res, dem Ding – aber auch dem Sinn – abgeleitet. Am Sinnbild des „Ei mit Augen“ erkennen wir die Bedeutung des Augen-Öffnens: Je mehr Perspektiven ich einnehmen kann, umso mehr vervollkommnet sich mein Eindruck der Realität. Ich erwache mehr und mehr für den „Sinn der Dinge“.
Decke ich ein Auge ab, erhalte ich eine sehr flache und einseitige Sichtweise. Dies ist die Ego-Perspektive, die 👁️ symbolisch in bestimmten Kreisen (den „Celebs“) zelebriert wird. Wer sich ein Auge verdeckt, weist darauf hin, dass er sich dem Egoismus hingibt. Es ist die maximale Einschränkung auf eine (meine) Perspektive.
Im Gegenzug – und nicht von ungefähr – sprechen Menschen, die ihr Bewusstsein erweitern wollen, davon, dass das Dritte Auge geöffnet würde, ein genau entgegen gesetzter Prozess.
Wenn am Sinnbild dieses surrealen „Ei mit Augen“ nun mehr und mehr Augen geöffnet werden, dann erwacht – bildlich gesprochen – jenes Bewusstsein zu seinem wahren, geistigen Kern.
Warum? Weil wir uns nicht mehr mit dem „einen Auge“ des Egos identifizieren, nicht mehr an die persönliche Perspektive „zweier Augen“ glauben, sondern mit einer Vielzahl von Sichtweisen umgehen können. Unsere Welt wird multipolar, multifokal.
Das üblicherweise als „Ego-Tod“ bezeichnete Phänomen einer Auflösung eng begrenzter Perspektive ist aus Sicht der Isotopen Philosophie also mehr ein Abrunden und ergänzt werden. Ein kontinuierlicher Prozess, in dem das Ego nicht verschwindet, sondern nur „verdünnt“ wird. Wir sprechen dann vom Schritt des Aufwachens zum 🥚 Erwachen.